Hintergrundwissen
Ähnlich wie bei Tafelgemälden, ist die Holzart Regional bezogen. So wurde in Norddeutschland, im nördlichen Frankreich und in den Niederlanden bevorzugt Eichenholz verwendet, in Süddeutschland und Italien hingegen Papel, Weide und Nussbaum.
Für kleinere Figuren ist feinporiges Holz wie Birnbaum, Buchsbaum und Ahorn sinnvoll. Die Skulpturen waren in der Regel farblich gefasst. Von einer Fassung spricht man, wenn die Oberfläche bemalt und/oder mit Gold oder Blattsilber überzogen ist. Das bedeutet, aber auch dass unter der Farbschicht eine Grundierung, in der Regel ein Kreidegrund liegt.
Äußerst fein geschnitzte Figuren sind häufig ohne Bemalung, da der Kreidegrund die Schnitzereien und feine Linien sonst überdecken würde. Nur feine Lasuren sind als Farbakzente gesetzt.
Die Fassung, wie auch die plastische Form von Skulpturen veränderte sich in den unterschiedlichen Zeitepochen.
11./12. Jahrhundert (Romantik)
Die romanische Skulptur ist ein wichtiger Bestandteil der romanischen Kunst, die sich während des 11. bis 13. Jahrhunderts in Europa entwickelte. Hier sind einige typische Merkmale der romanischen Skulptur:
- Strenge Frontalität
- Stilisierte Figuren / Fehlerhafte Proportionen
- Strenge Symmetrie
- Ausdrucksarmut
- Ausdruck von leidenden Menschen
Strenge Frontalität:
Romanische Skulpturen zeichnen sich oft durch eine strenge Frontalität aus. Figuren werden rontal dargestellt, ohne viel seitliche Bewegung oder Drehung. Diese frontale Haltung spiegelt oft die Symbolik und Spiritualität der Zeit wider.
Stilisierte Formen:
Die Figuren in der romanischen Skulptur sind häufig stilisiert und vereinfacht. Die Künstler tendierten dazu, die menschliche Anatomie nicht so realistisch darzustellen wie in späteren Kunstperioden, sondern stattdessen stilisierte Formen zu verwenden.
Strenge Symmetrie:
Symmetrie spielte eine wichtige Rolle in der romanischen Kunst. Skulpturen zeigen oft eine ausgeprägte Symmetrie in der Anordnung von Figuren und Elementen. Diese Symmetrie spiegelt die formale und strukturierte Natur dieser Kunstperiode wider
Trotz der stilisierten Darstellung der Figuren enthielten romanische Skulpturen oft reichhaltige ornamentale Details. Verzierungen in Form von Blättern, Ranken und geometrischen Mustern waren üblich.
Ausdrucksarmut:
Im Vergleich zu späteren Kunstperioden, die eine größere Bandbreite an Emotionen darstellten, zeigen romanische Skulpturen oft eine gewisse Ausdrucksarmut. Die Gesichter der Figuren sind oft neutral oder leicht ausdruckslos.
Rundbögen und Arkaden:
Romanische Skulpturen sind oft in Rundbögen und Arkaden eingebettet, die typisch für die romanische Architektur sind. Diese Bögen umrahmen die Skulpturen und tragen zur architektonischen Harmonie bei.
13./14. Jahrhundert (Romantik/Gotik)
- Vertikale Ausrichtung
- Stilisierung und Abstraktion (lange zarte Körper)
- Draperie und Faltenwurf
- Hochrelief und Tiefenwirkung
- zählende Elemente
Im 13. Jahrhundert wurden die Gewänder sehr flächig bunt ausgemalt und mit vielfältigen Mustern in Gold und Silber kontrastiert. Die Skulpturen wurden idealisiert und äußerst prunkvoll dargestellt, der Hautton, das sogenannte Inkarnat, wurde sehr hell und blass gehalten. Kurzzeitig wurde die Gold- und Silberverzierung weniger und es wurde versucht die Skulpturen betont realistisch zuhalten. Besonders bei Christusdarstellungen wurde die Betonung der Wundmale, Tränen und Blut sogar plastisch hervorgehoben. Nach und nach wurden die bis dahin sehr einheitlichen Farbtöne der Gewänder wieder mit Mustern verziert.
Gotische Skulpturen reflektieren die vertikale Ausrichtung der gotischen Architektur. Sie sind oft dazu bestimmt, in vertikalen Nischen, an Fassaden von Kirchen oder in Portalen platziert zu werden. Diese vertikale Ausrichtung betont die Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Stilisierung und Abstraktion:
Im Gegensatz zur realistischeren Darstellung in der Renaissance sind gotische Skulpturen oft stilisiert und abstrakt. Die Künstler neigten dazu, Figuren in idealisierten Formen darzustellen, und verzerrten manchmal Proportionen, um spirituelle und symbolische Bedeutungen zu betonen.
Draperie und Faltenwurf:
Gotische Skulpturen zeichnen sich durch kunstvolle Darstellungen von Gewändern aus. Der Faltenwurf der Kleidung wird oft in komplexen und dekorativen Mustern gestaltet, was den Skulpturen eine gewisse Lebendigkeit und Dynamik verleiht.
Hochrelief und Tiefenwirkung:
Gotische Bildhauer nutzten oft das Hochrelief, um Figuren und Szenen hervorzuheben. Die Figuren treten aus der Oberfläche hervor und erzeugen so eine starke Tiefenwirkung. Dieser Effekt wurde durch die Verwendung von Schatten und Licht verstärkt
15./16. Jahrhundert (Gotik und Renaissance)
- Realismus und Anatomie
- Antike Inspiration
- Ausdruck von Emotionen
- Perspektive und Raum
- Individualismus
- Klarheit und Harmonie
Der „Weichestil“ prägte die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts. (Der weiche Stil war bereits um 1380 )Nach der sehr düsteren Skulpturendarstellungen wurden die Skulpturen heller freundlicher und mit lieblichen Ausdruck gestaltet. Die Gewänder der Skulpturen zeigen eine charakteristische Betonung des in runden, fließenden Mulden herabfallenden, zunehmend dreidimensional Faltenmuster, sowie die breit auf dem Boden aufliegenden Stoffbahnen, deren Saumkanten in weichen fließenden Formen gestaltet sind.
Die Verzierung der Gewänder wurde zunehmend reicher. Neben einer Vielzahl von Mustern wurden zunehmend auch artfremde Materialien, wie Perlen, Halbedelsteine, und Glas zur Zierde verwendet. Anfang des 16. Jahrhunderts hatte sich zudem die Technik der Bildhauerei soweit perfektioniert, dass besondere Künstler wie Tilmann Riemenschneider, Veit Stoß und Han Leinberger ihre Figuren und Altäre holzsichtig beliessen und lediglich dünne Lasuren verwendeten um einzelne Akzente zu setzen. In dieser Zeit entwickelte sich zudem ein extremer Realismus bei dem Figuren mit Glasaugen, Echthaar und Stoff gestalltet wurden.
Realismus und Anatomie:
Renaissance-Skulpturen zeichnen sich durch einen ausgeprägten Realismus aus. Künstler strebten danach, die menschliche Anatomie präzise darzustellen und den Körper auf eine Weise zu gestalten, die dem antiken Ideal entspricht. Die Figuren erscheinen oft lebensecht und menschenähnlich.
Antike Inspiration:
Renaissance-Künstler ließen sich stark von der Kunst der Antike, insbesondere der griechisch-römischen Skulptur, inspirieren. Dies führte zu klassischen Kompositionen, idealisierten Formen und dem Einsatz von Themen aus der Mythologie und Antike.
Ausdruck von Emotionen:
Im Gegensatz zur gotischen Kunst versuchten Renaissance-Künstler, Emotionen und Persönlichkeit in ihren Skulpturen auszudrücken. Gesichtsausdrücke, Gesten und Haltungen wurden nuancierter und menschlicher dargestellt.
Perspektive und Raum:
Renaissance-Skulpturen zeigen ein verbessertes Verständnis von Perspektive und Raum. Künstler nutzten Techniken wie Chiaroscuro (Licht und Schatten) und Linearperspektive, um Tiefe und Realismus zu erzeugen. Dies trug zur Illusion von Räumlichkeit und Dimensionalität bei.
Individualismus:
Die Renaissance betonte den Wert und die Einzigartigkeit des Individuums. Dies spiegelte sich in den Porträts und Büsten der Zeit wider, die versuchten, die Persönlichkeit und Charakterzüge der dargestellten Personen genau wiederzugeben.
Viele Skulpturen hatten religiöse Themen, aber im Gegensatz zur gotischen Kunst wurden die Figuren nun lebendiger und menschenähnlicher dargestellt.
Klarheit und Harmonie:
Renaissance-Skulpturen strebten nach Klarheit und Harmonie. Die Kompositionen waren oft ausgewogen, die Proportionen gut durchdacht, und die Figuren passten sich organisch in den Raum ein.
17./18. Jahrhundert (Mainierissmus /Barock/Rokoko)
Ab den 17. Jahrhundert nahm die flächige Verwendung von Gold und Silber wieder zu. Mit Hilfe von Gravuren, Lüsterungen und Glassplittern wurden außergewöhnliche Verzierungen erreicht. Die Versilberung wurden mit roten, grünen und blauen Lüsterfarben überzogen. Parallel wurden Skulpturen im Zuge von Marmor- oder Porzellan-Imitationen komplett Weiß gehalten.
- Bewegung und Dynamik
- Üppige Verzierungen
- Realismus und Natürlichkeit
- Licht und Schatten
- Monumentalität
- Emotionalität und Spiritualität
Die barocke Skulptur repräsentiert somit eine Verschmelzung von Bewegung, Realismus, Spiritualität und opulentem Dekor, die eine prächtige und emotional aufgeladene Kunstform hervorbrachte.
Bewegung und Dramatik:
Barocke Skulpturen zeichnen sich durch eine starke Betonung von Bewegung und Dramatik aus. Die Figuren können dynamische Posen einnehmen, oft mit einem Gefühl von Bewegung, Energie und Emotion. Dies verleiht den Skulpturen eine lebendige und theatralische Qualität.
Üppige Verzierungen:
Barocke Skulpturen sind häufig mit opulenten Verzierungen und Details versehen. Reich verzierte Gewänder, Locken, Faltenwurf und andere dekorative Elemente werden betont, um einen prächtigen und luxuriösen Eindruck zu vermitteln.
Realismus und Natürlichkeit:
Im Vergleich zur vorherigen Renaissancezeit wird in der Barockskulptur oft mehr Wert auf Realismus und Natürlichkeit gelegt. Die Künstler versuchten, menschliche Gefühle und Ausdrücke realistischer darzustellen, was zu emotional aufgeladenen und ausdrucksstarken Figuren führte.
Verwendung von Licht und Schatten:
Die Verwendung von Licht und Schatten, auch als Chiaroscuro bekannt, war ein wichtiges Merkmal barocker Kunst. Dies half, die Plastizität der Skulpturen zu betonen und verlieh den Figuren eine zusätzliche Tiefe und Lebendigkeit.
Monumentalität:
Barocke Skulpturen sind oft monumental und groß angelegt. Sie wurden häufig in Verbindung mit Architektur platziert, um eine beeindruckende Gesamtwirkung zu erzielen. Dies konnte in Form von Altarbildern, Brunnen oder Skulpturen vor repräsentativen Gebäuden geschehen.
Emotionalität und Spiritualität:
Barocke Kunst, einschließlich Skulpturen, ist oft von intensiven Emotionen und einer starken spirituellen Ausdruckskraft geprägt. Dies spiegelt sich in der Darstellung von religiösen Szenen und Figuren wider, bei denen die Gläubigen eine tiefere emotionale Verbindung erleben sollten.
Engel und Putten:
Barocke Skulpturen enthalten häufig Darstellungen von Engeln und Putten (kleine Engelsgestalten). Diese Figuren wurden oft als dekorative Elemente hinzugefügt und sollten einen himmlischen Charakter vermitteln.
18. Jahrhundert (Rokoko)
Verrspielte Eleganz:
Die Rokoko-Skulptur zeichnet sich durch eine verspielte Eleganz aus. Es gibt eine Tendenz zu leichteren, filigraneren Formen im Vergleich zum schwereren und dramatischeren Stil des Barock.
Die Skulpturen vermitteln häufig ein Gefühl von leichter Bewegung und Anmut. Die Figuren können in grazilen oder tänzerischen Posen dargestellt werden, die eine gewisse Luftigkeit und Leichtigkeit vermitteln.
Die Farbpalette in der Rokoko-Skulptur ist oft pastellfarben und zart. Verzierungen und Details werden sorgfältig ausgearbeitet, um eine gewisse Zierlichkeit und Raffinesse zu erzielen.
Rokoko-Skulpturen neigen dazu, liebliche und charmante Darstellungen zu präsentieren. Häufig werden mythologische Figuren, Engel oder mythologisierte Szenen mit einem Hauch von Romantik und Idealismus dargestellt.
Im Gegensatz zur Symmetrie des Barock gibt es in der Rokoko-Skulptur eine Tendenz zur Asymmetrie. Darstellungen von natürlichen Formen wie Blumen, Muscheln und Ranken sind ebenfalls häufig.
Rokoko-Skulpturen sind für ihre detaillierten Verzierungen bekannt. Diese können Blumenmuster, Schleifen, Girlanden und andere dekorative Elemente umfassen, die die Oberflächen der Skulpturen zieren
19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert wurde die plastische Form zusätzlich durch Schattierungen differenziert. Die Skulptur wurde somit zu einem plastischen Ölbild. Alte Kunststile wurden wieder belebt und auch neu interpretiert. (Neo-Romanik/Neo-Gotik/Neo-Renaissance etc. ) Im 19. Jahrhundert spricht man auch gerne von einen Synthesestil. Verschiedene Merkmale von früheren Epochen wurden neu miteinander kombiniert.